Interview mit Freiwilligen von „Guttat“ über ihre Eindrücke von der Ankunft der Schwestern der Barmherzigkeit aus der St. Demetrius Pflegeschule in Moskau
Vom 19. bis 24. Oktober besuchten die sieben Schwestern der Barmherzigkeit von der St. Demetrius Schule in Moskau eine Reihe von deutschen Städten im Rahmen der Zusammenarbeit der synodalen Abteilung für kirchliche Wohltätigkeit und soziale Dienste mit der russisch-orthodoxen Diakonie in Europa „Guttat“. Die russischen Gäste haben vier Kliniken, drei Pflegeheime und das Karl-Leisner Hospital der katholischen Gemeinde, Karl-Leisner-Trägergesellschaft, besucht, welche sich in kleinen Städten des Kreises Kleve im nordwestlichen Teil Deutschlands befinden.
Die Schwestern kommen nach Deutschland, um die Aktivitäten der deutschen Kliniken und Pflegeheime kennenzulernen und die weitere Zusammenarbeit einzurichten. Die Freiwilligen der „Guttat“ haben die ganze Reise die Gäste begleitet, sowie moralische und natürlich sprachliche Unterstützung bereitgestellt. Wir wollten wissen, welche Eindrücke unsere Freiwilligen beim Aufenthalt der Schwestern sammelten, und haben sie gebeten, uns Ihre persönliche Erfahrung mitzuteilen, die sie während der Kliniken- und Pflegeheimenbesuche gesammelt haben.
Am Interview haben unsere Freiwilligen aus der Stadt Dortmund: Alexander Schnell und Evgenij Pronoza teilgenommen.
Alexander, Evgenij, was können sie uns über den Besuch von Schwestern der Barmherzigkeit aus Russland der deutschen Krankenhäuser sagen? Finden sie diese Idee nutzbringend für die Entwicklung der Freiwilligentätigkeit?
–Alexander: wir freuen uns über die Ankunft der Schwestern. Das war für uns eine gute Erfahrung, denn wir haben gesehen, wie das System in deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen von innen funktioniert. Für manche Freiwilligen war das ihr allererster Besuch eines Krankenhauses oder Pflegeheimes als Freiwilliger. Dank der Ankunft der Schwestern haben wir viel Neues und Nützliches über die Organisation des medizinischen Personals in Krankenhäusern und Pflegeheimen erfahren. Und für die Schwestern war das natürlich eine unschätzbare Erfahrung für ihre weitere Tätigkeit in Russland. Solche Besuche muss man durchführen, je öfter, desto besser. Austausch von Erfahrungen hat noch niemandem geschadet.
Was für Eindrücke vom Aufenthalt haben die Schwestern geschildert, was hat ihnen in deutschen Kliniken und Pflegeheimen gefallen, was nicht? Vielleicht haben sie sie mit den russischen Kliniken verglichen?
–Evgenij: alles ist relativ, deshalb ging es auch hier nicht ohne. Die Schwestern haben jedoch nicht die negativen Seiten der Arbeit von russischen Krankenhäusern akzentuiert, sondern vielmehr positive Seiten der Arbeit der deutschen Kliniken betont. Die Organisation, zum Beispiel. Die Schwestern haben sich gewundert, wie detailliert und exakt alles durchdacht ist. Vom Tagesablauf bis zu medizinischen Handschuhen, die nach ihrer Größe sortiert sind, damit es für alle Mitarbeiter bequem ist, sie zu benutzen. Alles hat seinen Platz, alles ist zugeordnet. Die deutsche Ordnung.
Und was meinen Sie? Worauf sind Sie aufmerksam geworden?
–Alexander: es hat uns sehr gefallen, dass es für jeden Patienten eine individuelle Behandlung gibt. Zum Beispiel gibt es kein gemeinsames Aufwecken in Krankenhäusern. Es gibt natürlich eine Zeitspanne, in der die Patienten aufgeweckt werden müssen, ungefähr zwischen 7 und 11 Uhr, aber dass alle gleichzeitig aufstehen müssen – so was gibt´s nicht. Eine große Rolle spielt hier der menschliche Faktor, denn jeder Patient hat seine Gewohnheiten, seinen Tagesablauf.
–Evgenij: Ja, das war vielleicht das erste, was uns aufgefallen war. Als wir in die Zimmer eintraten, trafen wir dort oft Krankenschwester und Krankenbrüder an, und ihr gutes Verhältnis zu Patienten hat uns positiv überrascht. Ich meine, dass ihre Einstellung zum Patienten nicht nur eine einfache medizinische Formalität ist, wie zum Beispiel Medikamenteneinnahme oder Temperaturmessung. Es gab eine persönliche Note. Die Krankenschwester fragt unbedingt nach dem gesundheitlichen Zustand des Patienten, hört ihm zu, gibt einen Rat, nimmt seine Hand, streichelt über den Kopf. Diese Unterstützung ist für eine Person im Krankheitsfall sehr wichtig. Was die älteren Menschen angeht – es ist praktisch notwendig, wie Schlaf und Nahrung, weil eine gute, aufrichtige Haltung zu den Menschen die beste Beruhigung für Menschen im Alter ist.
In Bezug auf Pflegeheime – was war Ihr Eindruck über die Organisation und die allgemeine Atmosphäre?
–Alexander: Pflegeheime erinnerten mich an Häuser in Kurorten oder an Ferienhäuser, in den ich in meiner Kindheit war. Alles ist sauber und gemütlich. Jeder hat seinen Raum mit Schlafzimmer, Toilette, Badezimmer. Es gibt eine gemeinsame Küche, wo die Senioren oft zusammen Essen vorbereiten. Freiwillige helfen ihnen dabei oder leiten die Kochkurse. In der Regel wird in Pflegeheimen eine Menge Aufmerksamkeit den verschiedenen Aktivitäten für ältere Menschen gewidmet. Alles wird gemacht, damit Menschen sich nicht langweilen, und immer beschäftigt sind, zum Beispiel bei dem Debattierclub oder einem Strickkurs.
–Evgenij: In der Regel ist Personal in Pflegeheimen sehr besorgt um die Integration der älteren Menschen. Es ist sehr wichtig, dass jeder seinen Platz im neuen Zuhause findet und sich weiterentwickelt. Interessant, dass für diese Integration die Biographien von Rentnern verwendet werden, die eine Art von Navigation für Mitarbeiter darstellen.
Gibt es irgendwelche Kurse für medizinisches Personal und Alterspfleger, in denen man erzählt, wie sie sich gegenüber den Patienten benehmen müssen?
–Alexander: Über Kurse kann ich nichts sagen, vielleicht gibt es lokale Seminare zu diesem Thema. Aber was wir genau wissen und selbst gesehen haben sind Bücher, in denen detailliert erzählt wird, wie man sich gegenüber den Patienten verhalten muss. Man kann diese Bücher in vielen Krankenhäusern finden, sie sind für alle zugänglich.
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Die Schwestern der Barmherzigkeit aus Moskau konnten Seite an Seite mit dem deutschen medizinischen Personal arbeiten und sich mit der Arbeit der deutschen Kollegen von innen vertraut machen.
Beide Seiten sind mit dem Austausch von Erfahrungen sehr zufrieden, und trennten sich in der Hoffnung auf weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit.
Wir danken Herrn Hans Vlaskamp, ohne dessen Unterstützung die Reise nicht so effektiv hätte sein können, und der Leitung der Karl-Leisner-Trägergesellschaft in Form von Herrn Dr. Peter Enders, wer die Gäste vertrauensvoll in das Zentrum von Institutionen, die er leitet, zugelassen hat, sowie Frau Anne Holla, wer sich sehr viel Zeit und Mühe gegeben hat, um den Empfang zu organisieren, und natürlich allen Mitarbeitern der Krankenhäuser und Pflegeheimen, die die Gäste aus Moskau mit der Liebe und Gastfreundlichkeit aufgenommen haben.
Die Diakonie „Guttat“ spricht herzlichen Dank an alle ihre Helfer aus! In der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung haben 18 Personen aktiv teilgenommen – Freiwillige der Diakonie und Freunde der „Guttat“ aus 6 orthodoxen Gemeinden: Dortmund, Düsseldorf, Krefeld, Kleve, Nijmegen und Amsterdam.
In der Tat, der Dienst für Andere kennt keine Grenzen und Nationalitäten – das ist noch ein Beweis, dass die Nächstenliebe und das Gute von Natur aus menschlich, während Hass und Feindlichkeit nur ein vorübergehender Irrtum sind. Auf jeden Fall möchte man so gerne in der schönen Weihnachtszeit daran glauben.
Elena Lysova (Übersetzung: Maxim Svjatski)