MÄRZ 2022
Meine Lieben, in den ersten Tagen des Krieges fiel es mir schwer, etwas zu schreiben. Meine Gedanken hinkten den Emotionen hinterher und die Emotionen den Taten. Ich wusste nicht, was ich denjenigen schreiben konnte, die sich plötzlich in dieser Situation befanden. Unseren Schützlingen und den Ehrenamtlichen, unseren Freunden und Verwandet auf beiden Seiten, unseren Kindern… Für unsere Psyche spielt es keine Rolle, ob etwas Schlimmes mit uns oder weit entfernt passiert. Wichtig ist, was wir in diesem Moment fühlen und durchmachen. Und um sich selbst zu helfen, muss man anderen helfen!
Also haben wir angefangen, zu handeln.
In den ersten zwei Kriegswochen in der Ukraine haben wir etwa 115 Menschen geholfen, Konfliktgebiete zu verlassen, mehrere Autos mit humanitärer Hilfe für Flüchtlinge an die polnische Grenze geschickt und etwa 80 Menschen bei der Ankunft in Deutschland unterstützt und Unterkunft für sie gefunden. Zum größten Teil sind das Familien mit schwerkranken Kindern, Kindern mit Behinderungen, Großfamilien oder einsame alte Menschen. Manche von ihnen sind unsere alten Bekannten, manche waren uns fremd, doch sind sie jetzt zum Teil unserer Familie geworden. Nachdem wir sie aus dem Kugelhagel und Trümmern geholt haben, aus Kellern und zerstörten Häusern, nachdem wir sie in überfüllten Zügen, Bussen und Autos durch endlose Staus auf beschossenen Straßen transportiert haben, nachdem wir sie nachts im aus allen Nähten platzenden Lwiw untergebracht haben, sie in den 28 Stunden unterstützten, die sie an der Grenze verbracht haben, Unterkunft für sie nach dem Grenzübergang gefunden haben, Anschlussmöglichkeiten in Zügen oder Bussen nach Deutschland gesucht haben, sie an den Bahnhöfen von Berlin oder München getroffen haben, zu uns nach Hause gebracht, ihnen Essen gegeben, ihre Tränen getrocknet und zum ersten Mal seit zwei Wochen eine Dusche an einem sicheren Ort zur Verfügung gestellt haben.
Danke, dass es euch gibt! Danke an alle Organisationen und Ehrenamtlichen in Deutschland, der Ukraine und Russland, mit denen wir zusammen Leben gerettet haben. Danke allen, die unsere Arbeit durch Gebet, Informationen oder Geld unterstützt haben! Wir helfen weiterhin. Wir bezahlen Medikamente, Behandlungen und Unterhalt für alle, die durch den Krieg gelitten haben. Und am meisten haben die Hilflosesten gelitten: kranke Kinder. Die einen haben ihr Zuhause und ihre Familie verloren und können keine Medikamente oder keine Behandlung bekommen, die anderen sind den Sanktionen zum Opfer gefallen, haben wichtige Medikamente verloren oder die Möglichkeit, weiter behandelt zu werden. Sie können nicht zu europäischen Kliniken anreisen, wo sie erwartet werden und gerettet werden können. Wir stehen zusammen, ungeachtet unserer Nationalität und unseres Aufenthaltsortes. Wir sind alle Menschen und müssen gemeinsam handeln und anderen helfen. Ich danke allen, die versuchen, Frieden äußerlich und innerlich zu wahren!
Im März warten auf unsere Hilfe:
Und zum Schluss ein paar Worte von mit als Psychologin.
In einer Situation, wo der Informationsfluss riesig ist und unklar ist, was wahr ist und was nicht, sollte man sich positiven Taten zuwenden. Machen Sie etwas, wodurch sie sich um sich selbst
oder um ihre Nächsten kümmern. Beschließen Sie für sich selbst, ob Sie jetzt negative Emotionen brauchen oder nicht. Helfen diese Ihnen oder fügen sie eher Schaden zu? Und wenn Sie befinden, dass das Letztere der Fall ist, dann müssen Sie versuchen, diese zu drosseln. Was die Menschen nun brauchen ist Versöhnung.
BEEILEN SIE SICH, GUTES ZU TUN!
Achten Sie auf sich selbst und auf Ihre Nächsten!
Ich umarme alle herzlich,
Ihre Alina Titova